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Musikalisch glänzender Jahresauftakt in der Prälatur

 

Kurt Zieger für die "Schwäbische" am 13.Januar 2025

Es ist stets eine Freude für Ohr und Auge, das Johann-Strauss-Festival-Ensemble im barocken Saal der Prälatur Zwiefalten erleben zu können. Ohne weitere Reklame dafür konnte Ralf Aßfalg als Hausherr und im Namen des Geschichtsvereins Zwiefalten Gäste aus nah und fern begrüßen, die den Raum bis auf den letzten Platz füllten. Ein besonderes Willkommen galt Bürgermeisterin Alexandra Hepp, ebenso wie den vielen Sponsoren, mit Michael Blasius,  dem Vorstandsvorsitzenden der Kreissparkasse Reutlingen an der Spitze.

1995 hat Jean-Paul Mathe diese instrumentale Gruppierung gegründet und auch 2025 in der Prälatur Zwiefalten sein Oktett der besonderen Klasse vorgestellt. Mit einem klassischen Streichquartett, erweitert durch Klarinette, Trompete und Klavier und sich selbst am Kontrabass, reist er musikalisch auf interpretatorisch hohem Niveau durch Länder und Horizonte und löst seine Zuhörer auch durch seine amüsante Moderation aus vielen Zwängen der Zeit. Seine Musiker stammen aus anerkannten Orchestern und wollen in dieser besonderen Form des Musizierens anspruchsvolle Unterhaltungsmusik in hautnahem Erleben präsentieren. Daran hatte auch Karina Assfalg als ortsansässige Sopranistin ihren besonderen Anteil.

Bereits am Namen des Ensembles ist abzulesen, dass Wien in all seiner Vielseitigkeit stets einen besonderen Platz im Programm einnimmt. Heuer hat der musikalische Leiter unter dem Begriff „Musik ohne Grenzen“ zu einer Reise durch Europa eingeladen: „Unser Konzert soll einen Bezug zur Freiheit als Ausdruck der Schönheit in Europa als Land ohne Grenzen darstellen.“ Nach Beethovens Europahymne konnten die Zuhörer in Kiel an Bord gehen, um die Musiker mit ihrer Freude am Musizieren zu begleiten. Ausdrucksvoll, mit großer Stimme auch in beträchtlichen Höhen intonierte Karina Assfalg (Sopran) zu flüsterndem Piano der Streicher Solveigs Lied aus „Peer Gynt“ von Edvard Grieg. Darauf in Takt und Melodie sauber, im Oktett zum Tanze einladend, Delibes Mazurka.

„Rusalka sitzt am Ufer und bittet den Mond um Hilfe“ meinte der Moderator. Ob er trotz der Interpretation mit vielen großen Melodiebogen durch die Sopranistin diese Probleme lösen kann? Die Zuhörer jedoch folgten mit spürbarer Freude der Wiener Walzerpracht. Aus dem Thema in Cello und Kontrabass entwickelte sich danach eine besondere Atmosphäre in den „Traumidealen“ von Julius Fucik aus Böhmen, die erhellend und erheiternd durch die Prälatur strömte. Angeführt von der Violine des Konzertmeisters Konrad Balik erklang in heiterem Wechselspiel mit dem Klavier Binges „Elisabethen-Serenade“ als Rückblick auf die 50er-Jahre. 

Danach lud Karina Assfalg in die musikalische Sphäre der „Moskauer Nächte“ ein, die ihr aufgrund ihrer Herkunft bestens bekannt sein dürfte. Auf melodischer Basis konnte sie ihre wandlungsfähige Stimme entfalten, was mit viel Beifall gewürdigt wurde. Dies gilt auch für Offenbachs beliebten „CanCan“, die in Herz und Beine ging.Nach der Aufforderung von Josef Strauß „Auf Ferienreisen“ zu gehen, erhielt die „Habanera“ aus Bizets Oper „Carmen“ nicht zuletzt durch die Köpersprache der Sopranistin in passender Gewandung eine in sich stimmige Wiedergabe. Melodienfreundlich, wie bei Strauß gewohnt, das perfekte Zusammenspiel der einzelnen Teile bei der Interpretation seines Walzers „Wiener Bonbon“, abgerundet durch die melodisch großen Bogen bei „Wien, Wien, nur du allein“ in der inhaltlichen Ausformung durch die Sopranistin

Als rein musikalischen Genusspunkt zeigte Sven Aberle als Solist mit Rossinis „Variationen für Klarinette“ seine Musizierkunst auf höchstem Niveau. Heitere Melodik wechselte mit voranschreitender Thematik und steigerte sich in atemberaubendem Tempo in Phasen voll bewundernswerter Energie und Durchhaltevermögen. Tosender Beifall war sein Lohn. Gern gehört danach in der Originalsprache Verdis „Va pensiero“ aus „Nabucco“ mit seinen schwingenden und nach oben steigenden Teilen. Hier konnte die Sängerin ihre Stimme auch im Einklang mit der Trompete voll entfalten. Mit Spielwitz angereicherter Version voll innerer Freude beim „Seufzer Galopp“ zeigte sich der Ungarische Tanz Nr. 5 von Johannes Brahms. Die Strauß-Polka „Ohne Sorgen“ galt als musikalischer Wunsch für das Jahr 2025, der abschließende „Radetzkymarsch“ sollte nach dem Wunsch des Moderators unter Einschließung der Zuhörer mit leisem und lautem Beifall „wie im Original in Wien“ auch in Zwiefalten erklingen. Das Publikum ließ sich nicht lange bitten und folgte artig dem Dirigenten.

 

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Weltliteratur in schlesischer Mundart

 

 

 

Gerhart Hauptmanns 

Die Weber 

in Zwiefalten

 

- von Wolf J. Lehner – 

 

 

 

 

 

Dem Geschichtsverein Zwiefalten unter der Leitung von Hubertus-Jörg Riedlinger war einmal mehr ein Coup gelungen: eine der in den letzten Jahrzehnten ganz selten gewordenen Aufführungen von Gerhard Hauptmanns berühmtem Theaterstück Die Weber. Michael Herrschel begeisterte sein Publikum in dem gut gefüllten Saal im Konventbau Zwiefalten.

 

Nach der herausragenden Schlesien-Studienreise des Geschichtsvereins im Herbst 2023 reifte die Idee, einen der berühmtesten Dichter Schlesiens hier auf die Bühne zu bringen und dazu das „Nationalgericht“ Schlesisches Himmelreich zu servieren – ein Konzept, das vollständig aufging. Im gut gefüllten Saal stärkten sich die Zuhörer bei einem vom Hause Tress sehr edel zubereiteten Menü, bevor es anstrengend, aber kurzweilig und beeindruckend wurde. Michael Herrschel rezitierte eine gekürzte Fassung der Weber als Einpersonenstück.

 

Gerhart Hauptmann (1862-1946) schrieb das soziale Drama in fünf Akten 1892 auch nach Berichten aus seiner eigenen Familie. Es wurde einer seiner ganz großen Erfolge, was wohl auch zu dem Literatur-Nobelpreis im Jahre 1912 beitrug. Hauptmann verwendet in dem Stück den schlesischen Dialekt, um seine Figuren plastisch erscheinen zu lassen.

 

 

 

 

Und Michael Herrschel schlüpft mit unglaublicher Leichtigkeit und Ausdrucksstärke in schneller Folge in die verschiedenen Rollen: der verarmten Weber Baumert, Ansorge und Hilse sowie deren Frauen, der Revolutionäre Bäcker und Jäger, des obrigkeitstreuen Gendarmen und überforderten Pastors und all der anderen Personen. In Windeseile entsteht das Gefüge einer Gesellschaft, in der der Parchentfabrikant Dreißiger seine Macht ausspielt und die Löhne immer weiter drückt – bis zu Verzweiflung und Hungertod der Weber und ihrer Kinder. Und bis zum Aufstand und seiner blutigen Niederschlagung. Deutsche, nein, europäische Geschichte des 19. Jahrhunderts.

Um das Stück auf die Bühne bringen zu können, hatte Hauptmann den schlesischen Dialekt etwas abgemildert – und Michael Herrschel erwischte den Tonfall in berührender Form. Ganz offensichtlich kamen einige der Zuhörer aus dem Umfeld der schlesischen Landsmannschaft und andere hatten persönliche Wurzeln in dieser bis 1945 deutschen Region. Aber dies war keine Voraussetzung, um Herrschel mit Leichtigkeit folgen zu können.

 

Und so kreisten nach der Aufführung die Gespräche an den Tischen um die Fragen der Ausbeutung in heutiger Zeit, der Identität Schlesiens, dem Wesen von Heimat , der Relevanz von Dialekt und Mundart und den großartigen Leistungen des Autors, Rezitators und Musikers Michael Herrschel, der Tress-Gastronomie und der Organisatoren.

 

Schlichtweg ein außergewöhnlich gelungener Abend!

 

Weiter geht das Thema Geschichte, Literatur und Kultur Schlesiens mit dem Vortrag „Schlesien – eine Kulturregion im Herzen Europas“, ein Vortrag zu Geschichte und Gegenwart am Dienstag, 22. Oktober 2024 in der Stadtbücherei Pfullingen um 19:00 Uhr und in großem Maßstab mit einer zweiten Studienfahrt Schlesien vom 24. September bis zum 4. Oktober 2025 ab Zwiefalten über Prag nach Ober- und Niederschlesien. Zu beidem sind Interessenten willkommen. 

 

 

 

 

Unter  anhaltendem Beifall der  Besucherschar bedankte sich Georg Knapp sehr herzlich bei  Rezitator Michael Herrschel für das großartige Theater-Erlebnis.

 

Ein großer Dank galt auch Daniel Tress von der Tress Gastromomie für die großzügige Unterstützung des Abends, insbesondere für die Zubereitung des vorzüglichen Menüs  "Schlesisches Himmelreich".

 

Für  die großzügige Förderung des Literaturabends danken wir ausdrücklich Georg Knapp!

 

Mit diesem literarisch - kulinarischen Abend setzte der Geschichtsverein wieder eine "Kultur-Marke" für Zwiefalten und  Umgebung. 

 

Impressionen zum Thema und zu dem eindrucksvollen Abend bietet folgender Bilderreigen !

 

 

 

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© Vereinigung von Freunden der Geschichte Zwiefaltens, seines Münsters und Klosters e.V.