Lyrik-Salon
Lyrik-Salon in der
Villa Butz am Gauberg
An jedem dritten Dienstag im Monat von 14.30 bis 16.30 Uhr treffen sich die Mitglieder des Lyrik-Salons um eigene Gedichte oder gelegentlich auch Gedichte anderer AutorInnen einander vorzutragen und sie zu besprechen.
Schwerpunkt soll die Arbeit an den Lyrik-Texten selbst sein, d.h. der Austausch darüber wie z.B. diese Gedichte entstanden sind, was für Möglichkeiten der Gestaltung genutzt wurden oder welche noch genutzt werden könnten. Ein sensibler Umgang im Besprechen der Gedichte zielt neben Lob über Gelungenes, auch auf eine konstruktive Kritik. Denn wir sind alle Lernende und Übende und wollen bei unserem Schreiben auch weiterkommen!
Nachstehend wollen wir jeden Monat ein Beispiel aus dem Schaffen des Lyrik-Salon veröffentlichen.
Im September war das Thema „Zeit“ angesagt - siehe untenstehend dieses Gedicht !
Die nächsten Treffs im Lyrik-Salon sind am 21.Oktober, 18. November und 16.Dezember !
Wer sich vorstellen kann einmal zum Schnuppern dabei zu sein, oder, noch besser, ein neues Mitglied zu werden, ist herzlich willkommen!
Kontakt:
Lena Herdtfelder - Schuon - erreichbar per Mobiltelefon 0173 427 1333 oder Mail herdtfelder-schuon@arcor.de oder Günther Weber, Loretto
Hier wollen wir jeden Monat ein Beispiel aus dem Schaffen des Lyrik-Salon veröffentlichen.
Heute das Gedicht des Monats September
Zeit
ich
stehe
warte auf einen kunden
stunden vergehen
einmal
drei personen zur gleichen zeit
dann wieder
stehe ich und
warte
irgendwo stürzt ein baum um
ich lege blätter ins regal
trage ein paket ins lager
da
einer tritt in den laden
ich wiege seinen brief
prüfe die maße
vorbei
wieder stürzt irgendwo ein baum
ich warte
ich stehe
Bernd Requardt
30.08.2025
Gedicht des Monats August
Wasser
Wasser quillt kristallklar aus dem Fels
Steigt perlend aus der Tiefe
Und füllt den Quelltopf
Es rinnt plätschernd über Steine
Bewegt den grünen Bart des Wassermanns
Und liebkost die Fische
Es gurgelt und rauscht und tropft
Murmelt und gluckert
Fließt und strömt
Es spritzt gischtend
In die Tiefe
Schäumt weiß auf
Es kommt zur Ruhe
Auf den Spiegel
tupft eine Libelle Kreise
Blau beleuchtet es das Reich der Schönen Lau
Türkis funkelt es im Gletscherfluss
Golden schimmert es in der Abendsonne
Wasser lebt
Wasser ist Leben
Ohne Wasser kein Leben
Hadmute Bechler . August 2025
Gedicht de Monats Juli :
Rose – Marie
kurz war ihr name
„mit bindestrich bitte“
eine pechmarie im
rosenduft oder
eine goldmarie mit
schwarzer rose im knopfloch
kurz auch ihr leben
und stachelig
im berliner hinterhof
direkt neben
den mülltonnen schwarz und
den rosensträuchern rot
gepflegt diese mit
zerstochenen händen
schwarz auch
die nagelränder
von jeder offenen blüte
wurde erzählt
(als ob nicht täglich
tausende aufgingen)
bis eines morgens
ihr platz leer
der klassenlehrer
mit trauerband:
„Rose-Marie
ist verblüht“
Lena Herdtfelder-Schuon 7-2025
Gedicht des Monats Juni:
Wunderwald? wunder Wald?
Wachstum,
Wildnis, Wasserspeicher,
Wandlungszauber durch die Jahreszeiten,
Blätterdach und weiches, grünes Moos
Lässt die Augen nicht mehr los.
Artenvielfaltswächter,
Apotheker und Naturgesetzverfechter,
Anpassungswunder und Vernetzer
oft ohnmächtig und ohne Fluchtweg steht er da
Abholzung im größten Maß
Unersättlich ist der Fraß.
Landschaftspräger,
Luftfilter und Schattenspender,
Lebensraum und Nahrungsquelle
von Vogel, Käfer, Dachs, Reh, Pilz und Spinne
Größter Heiler für die Sinne.
Duftspender
und Dauerstress,
Datenträger in gezählten Ringen,
mit Bäumen, die Einzigartiges
Durchhaltevermögen erbringen
und auch für unser Weiterleben ringen.
Andrea Metzner, Juni 2025
Gedicht des Monats Mai:
Kalender
Ein Blatt pro Tag
Ein ganzes Leben lang
Als Kind sah ich den Berg von Blättern
Den ich vor mir hatte
Und sagte: Berg, mach Platz
Lass mich mal durch
Jetzt sieht der Berg
Mich an und sagt
(Man merke wohl
Der Berg spricht jetzt zu mir):
Und sagt: Ein Blatt pro Tag
Das muss genügen
Der Berg sagt: Mach schon vorwärts,
Mensch,
Na, ist doch wahr
Und Blatt und Blätter fliegen.
Fliegen
Günther Weber